Es dauerte nicht lange, bis ich mir einen Namen gemacht
hatte. Von heute auf morgen kannte plötzlich jeder den Begriff „M.Trojan“ (was M`Trojan
ausgesprochen wird). In der Spielsucht-Szene überschlugen sich die Meinungen,
klar war nur, dass ich Ahnung davon hatte, von dem, was ich beschrieb. Doch wer
oder was ich zu sein schien, das wurde plötzlich intensiv diskutiert.
Die Spielsucht prägte mich auf vielerlei Hinsicht, doch
feststeht, hätte ich kein Laster, wäre ich nie Autor geworden. Das Schicksal
spielt uns manchmal wahrlich fragwürdige Karten zu, doch auch diese spielte ich
so aus, wie ich sie bekommen hatte. Heute wirken meine Worte kalkuliert und
mein Image perfektioniert, obwohl ich eine Maske trage, bin ich meiner Meinung
nach einer der authentischsten Autoren Deutschlands – weil ich mich nie
verstellte, um Zuspruch zu erlangen. Die Menschen sehen meine Maske als
Tarnung, womöglich sogar als Schutzfunktion an. Beides ist zum Teil richtig,
doch eine Maske beschützt nicht den Maskenträger, sondern die Menschen in
seinem Umfeld, die durch seine Taten darunter leiden könnten. Ich wollte nie
jemanden Schaden zufügen, aber ich wollte auch nie der Jene sein, der auf der
Straße als „Spielsucht-Autor“ betitelt wird. Nicht weil ich mich für eine
Krankheit schäme, sondern deshalb, weil ich keinen Wert darauflege ob mich fremde
auf Anhieb sympathisch oder interessant finden. Trotz dessen glaubten viele,
meine Anonymität wäre ein Angriffsziel, doch auch diese stellte ich mit Bravur
ruhig. Plötzlich betitelten Kritiker meine Bücher als polemisch gar feindselig verfasst.
Auch diesem Sturm hielt ich stand und bewies meinen Lesern aber auch zugleich meinen
Kritikern, dass man mich nicht von der Bildfläche verschwinden lassen kann. Ich
werde mich immer und immer wieder zu Wort melden, werde das aussprechen,
beschreiben oder darstellen, was ich für richtig empfinde, weil nur dadurch ein
Gleichgewicht gegeben ist.
Wenn Herr Gauselmann in einem Interview die Spielsucht
kleiner macht, als sie tatsächlich ist, dann ist es meine Pflicht und die
Pflicht jedes Spielers, ihm zu widersprechen. Denn das Schweigen über unsere
Sucht, würde die Glücksspielindustrie siegen lassen – und genau dagegen setze
ich mich zur Wehr, und zwar um jeden Preis.
Wer sich gegen die Glücksspielindustrie stellt, wird regelrecht
vernichtet. Doch wer eines meiner Selbsthilfe-Ratgeber-Bücher liest, wird
infiziert und zugleich immun gegen die Hetzkampagnen. Plötzlich wirkt die
Vernichtung oder die bloße Androhung nicht mehr als Gefahr, sondern als Bestätigung
dafür, dass man für das Richtige einsteht und den richtigen Weg gewählt hat.
Heute bin ich angekommen, stehe dort, wo ich schon immer hätte
sein sollen – zwischen der Glücksspielindustrie und dem Spieler.
_______________________________